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Rotwein Weißwein
Ribolla Gialla
Tesdorpf James Suckling Jancis Robinson Antonio Galloni Decanter
2015 2008 2007
Standard Flasche (0,75l) Magnum (1,5l)
Gravner

Gravner

Gravner

Im östlichen Friaul nahe Slowenien hat Josko Gravner den italienischen Naturwein begründet. Seine Weine gären auf wilden Hefen in unterirdischen Amphoren und reifen anschließend über viele Jahre im Holz und in der Flasche. Einzigartige, ursprüngliche Terroirweine der Extraklasse
 

Josko Gravner: Im Takt mit der Natur

Die Wirkungsstätte von Josko Gravner ist Oslavia, eine kleine Siedlung im italienischen Friaul an der Grenze zu Slowenien. Hier steht seit mehr als 300 Jahren das Haus der Familie, das durch Josko Gravner zur Geburtsstätte des italienischen Naturweins werden sollte. Heute wachsen auf mehr als 15 der insgesamt 32 Hektar Rebstöcke. Das restliche Land besteht aus Wäldern, Wiesen und Teichen.
In dieser Idylle lebt Josko Gravner seine ganz eigene Philosophie der Weinbereitung, die zugleich auch seine Lebensweise ist. Die Natur, sagt er, böte alles, was wir brauchen. Unsere einzige Aufgabe sei es, sie zu führen, zu pflegen und uns, wenn die Zeit reif sei, in ihren Dienst zu stellen. Vor allem aber sollte der Mensch dem Drang des Eingreifens, Veränderns, Schneidens und Bauens widerstehen. Denn oft brauche die Natur vor allem eines: Zeit, Stille und Inaktivität. Dem Weinkreislauf in Ruhe und im Einklang mit der Natur seinen Lauf lassen. Bereit zu sein, einen Teil der Ernte zu verlieren, damit das Verbliebene von allerhöchster Qualität ist – das sind die wichtigsten Glaubenssätze von Josko Gravner und die Grundlagen seiner herausragenden Naturweine. Diese keltert er vor allem aus Ribolla Gialla, einer alten autochthonen Weißweinsorte aus Friaul-Julisch Venetienund Slowenien, und aus der ebenso alten, im Fiaul heimischen und nahezu ausgestorbenen roten Rebsorte Pignolo. Aber auch Sauvignon Blanc, Pinot Grigio, Chardonnay und Riesling italico finden sich in den Weinbergen.

Abkehr von der Moderne, zurück zu den Wurzeln

Besucht man die Internetseite des Weingutes Gravner, sieht man zuallererst den Mond in all seinen Phasen. Denn Josko Gravner vertraut auf dessen Kraft. Was für den einen oder anderen esoterisch anmuten dürfte, ist für ihn jahrhundertealte Erfahrung. Denn seit jeher kannten Landwirte den Einfluss des Mondes an und prüften anhand der jeweiligen Mondphase, welche Arbeiten auf den Feldern zu welchem Zeitpunkt zu erledigen waren. Und genau dieser Lehre folgt auch Josko Gravner seit den 1990er Jahren. „Ich bin nicht gegen den Fortschritt! Ob Computer oder Flugzeuge, je besser sie funktionieren, desto glücklicher bin ich. Aber im Gegensatz zum Computer gelangt der Wein direkt in unseren Körper. Hier ist keine moderne Technologie vonnöten. Aber es ist notwendig, die Natur zu respektieren!“, sagt er. Diese Erkenntnis entwickelte sich allerdings erst mit der Zeit. Zunächst probierte auch Gravner wie viele Winzer im Keller alles aus, was die Weinindustrie an technischen Raffinessen bereithielt. „Ich war jung und begeisterungsfähig, mein Motto war Quantität und Qualität. Und ich dachte, ich bräuchte alles, was in modernen Kellern zu finden ist, um dorthin zu gelangen.“

Doch die Ergebnisse stellten ihn nicht zufrieden. 1987 reiste Josko Gravner nach Kalifornien, um sich inspirieren zu lassen. Er probierte an die 1000 Weine und wurde nach eigener Aussage immer desillusionierter. Zu weit waren die konventionellen Weinproduzenten seiner Meinung nach davon entfernt, ihr Terroir zu schützen und die Authentizität der Weine zu bewahren. Gravner kehrte zurück nach Italien und der neuen Welt den Rücken. Stattdessen plante er eine Reise in den Kaukasus, dorthin, wo Wein seit Tausenden von Jahren in tönernen, im Boden vergrabenen Amphoren hergestellt wird. Diese Reise sollte der entscheidende Wendepunkt in seiner Winzerkarriere werden. Bis es soweit war, musste sich 
Josko Gravner aber noch einige Jahre gedulden: Erst 2000, nach der Absplittung Georgiens von der Sowjetunion und nach dem Bürgerkrieg, konnte er in den Kaukasus reisen. Zwischenzeitlich hatte er sich bereits nach und nach von seiner Kellertechnik entledigt, angefangen bei den stählernen Weintanks bis hin zu den Barriquefässern. Sie waren für ihn nur noch Symbole dafür, dass 5000 Jahre Weinbaugeschichte und der ursprüngliche Weinbau innerhalb weniger Jahrzehnte ausgelöscht worden waren.

Georgische Amphoren für italienischen Naturwein

Als er im Mai 2000 endlich im Kaukasus den Wein aus den im Boden eingelassenen Amphoren probierte, fühlte Josko Gravner sich wie im Himmel. Das war der Wein, den er machen wollte! Der italienische Winzer studierte die Methodik, brachte die Amphoren ins Fiaul und begann mit seiner Passion. Heute ist sein Keller ein Ort ohne Technik und Spezialeffekte. Ein Ort, an dem der Naturwein während der Maischegärung in den unterirdischen georgischen Amphoren eine lange Mazeration mit wilden Hefen ohne jegliche Temperaturkontrolle durchläuft. Nach dem Abziehen und Pressen wird der Wein für weitere Monate in Amphoren umgefüllt, bevor er für mindestens sechs Jahre im Holzfass auf der Hefe verbleibt. Anschließens füllt Josko Gravner den Wein ungefiltert und ungeschönt in die Flasche ab und lässt ihn für weitere sechs bis neun Jahre reifen. Dann erst kommt er auf denMarkt – mit perfekter Trinkreife und einem unfassbaren Lagerungspotenzial. Wein, der so individuell, authentisch und stark in der Persönlichkeit ist, wie sein Erzeuger. Kein Gewächs ist hier wie das andere, aber alle sind sie intensiv, komplex und kraftvoll, gleichzeitig jedoch fein und elegant in ihrer beeindruckenden Aromatik. Diese Weine kann man nicht kopieren – und das ist auch gut so!

In der Traube liegt die Kraft

Nach Josko Gravners Überzeugung leisten die Amphoren zwar einen ganz entscheidenden Beitrag zum Charakter und zur Qualität seiner Naturweine, der ausschlaggebendste Faktor dafür, ob ein großer Wein entsteht oder eben nicht, ist aber die Traubenqualität. Gemäß seiner Philosophie der Naturweinbereitung versucht er, für seine Trauben eine ideale Umgebung zu schaffen, in der die Symbiose zwischen Flora und Fauna funktioniert. Hierzu zählt auch, Wasserflächen in Form von Teichen in den Weinbergen anzulegen, denn Wasserbringt Pflanzen, Tiere und Insekten in die Weingärten, die dabei helfen, das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen und zu wahren.

Auf den Terrassen, auf denen die Rebstöcke wachsen, haben Jesko Gravner und sein TeamOlivenbäume, Zypressen, wilde Apfelbäume, Manna-Eschen und Ebereschen gepflanzt. Auch diese Bäume geben vielen Vögeln und anderen Tieren eine Heimat. All diese Maßnahmen sind Teil des großen Ganzen, Teil von Gravners Bestreben, der Natur ihren Lauf zu lassen und so wenig wie möglich einzugreifen.